Zahnärzte setzen alles daran, die Zähne ihrer Patienten von Zahnstein zu befreien. Doch für Wissenschaftler kann diese verkalkte Plaque zu einer Fundgrube werden, aus der sich so manche Erkenntnis über Ernährung und Gesundheit unserer Vorfahren gewinnen lässt. Das belegt die Untersuchung einer internationalen Forschergruppe um Dr. Christina Warinner von der University in Oklahoma (USA). Mit den modernen Methoden der Molekularbiologie haben die Wissenschaftler den Zahnstein von Menschen untersucht, die vor mehr als 1000 Jahren – also im tiefen Mittelalter – in Deutschland gelebt haben. Aus winzigen Zahnsteinproben isolierten die Forscher sowohl Moleküle der Erbsubstanz DNA als auch verschiedene Eiweißstoffe. „Das tolle an Zahnstein ist, dass er nicht nur als Langzeit-Reservoir für Bakterien der Mundhöhle fungiert, sondern auch Überreste von Speisen und anderen Substanzen aus der Umwelt enthält", erklärt Christina Warinner. „So können wir viel darüber lernen, wie gesund oder wie krank die Menschen damals waren und was sie beispielsweise gegessen haben." Überraschend war für die Wissenschaftler, dass sie in den Proben Erbsubstanz genau jener Bakterienarten nachweisen konnten, die auch bei modernen Menschen besonders schwere Zahnbett-Entzündungen (Parodontitis) verursachen.
Zahnstein als Fundgrube
22.05.2014
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